Kehlkopfkrankheiten

Kehlkopfkrankheiten
Kehlkopfkrankheiten,
 
von der Schleimhaut, den Muskeln oder der Knorpelhaut des Kehlkopfs ausgehende Erkrankungen. Eine der häufigsten Kehlkopfkrankheiten ist der Kehlkopfkatarrh (Laryngitis), eine Entzündung der Kehlkopfschleimhaut, die durch Infekte der oberen Luftwege, Überbeanspruchung der Stimmbänder, Reizung durch Kälte, Staub oder Gase, auch durch eine Behinderung der Nasenatmung hervorgerufen wird. Sie ist mit Brennen und Kitzeln, heiserer und belegter Stimme (Dysphonie), schmerzhaftem Reiz, Husten und Auswurf verbunden. Gleiche Auswirkungen hat die Epiglottitis, eine Entzündung des Kehlkopfdeckels und des Kehlkopfeingangs mit ödemartigen Schwellungen (Epiglottisödem). Stimmritzenkrampf.
 
Weitere infektiöse Erkrankungen sind die Kehlkopfdiphtherie (Diphtherie) und die meist im Gefolge einer offenen Lungentuberkulose entstehende, heute selten gewordene Kehlkopftuberkulose. Diese führt zu Infiltraten und Knötchen, die später geschwürig zerfallen und Husten, Heiserkeit bis zur Stimmlosigkeit, bei Befall des Knorpels auch Schmerzen hervorrufen. Die Kehlkopfsyphilis kann durch Zerfall syphilitischer Infiltrate Zerstörungen und narbige Verengungen des Kehlkopfs zur Folge haben. Die Knorpelhautentzündung (Perichondritis) wird durch Kehlkopfverletzungen (eingespießte Fremdkörper), Infektionen, Tumoren, auch als Folge einer Strahlenbehandlung hervorgerufen. Sie führt zu einer Zerstörung des knorpeligen Gerüsts.
 
Störungen oder Ausfall der Stimmbildung können durch Lähmungen des oberen und unteren Kehlkopfnervs nach Verletzungen, Schilddrüsenoperationen oder aufgrund von Tumoren im Bereich des Mediastinums oder an der Schädelbasis entstehen.
 
Zu den Tumorerkrankungen, die sich meist in Heiserkeit, bei größerer Ausdehnung in Atemnot äußern, gehören die gutartigen Kehlkopfpolypen, kleine, meist gestielte Geschwülste, die den Stimmbändern aufsitzen (Stimmbandpolypen). Bei Stimmüberlastung oder Fehlbelastung entstehen Schrei- oder Sängerknötchen. Das Kehlkopfpapillom ist eine Papillargeschwulst, die als Präkanzerose angesehen wird, da sie häufig zur Entartung neigt; gutartig hingegen ist die im Kindesalter auftretende, virusbedingte Papillomatose. Der Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom), der sich auf der Grundlage chronischer Entzündungen, unter Einfluss des Rauchens oder durch Entartungen von Tumoren meist als Plattenepithelkarzinom entwickelt, tritt vorwiegend bei älteren Männern auf und hat einen Anteil von etwa 50 % an den Krebserkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Ungünstige Heilungschancen bestehen beim äußeren Kehlkopfkarzinom (Hypopharynxkarzinom), das erst spät Beschwerden hervorruft und früh metastasiert; beim inneren Kehlkopfkarzinom ist die Prognose des Stimmband-(Glottis-)Karzinoms am günstigsten (frühzeitige Beschwerden durch Heiserkeit, späte Metastasierung), weniger gut die des supraglottischen Karzinoms (oberhalb der Stimmbänder im Kehlkopf gelegen), das meist erst bei Stimmbandbefall erkannt wird.
 
Die Behandlung besteht in einer operativen Teil- oder Gesamtentfernung des Kehlkopfs (Laryngektomie), erstmals von T. Billroth 1878 durchgeführt, mit anschließender Bestrahlung. Bei Verlust des Kehlkopfs ist eine Sprachbildung mittels Oesophagus- oder Ruktussprache (aus dem Magen durch die Luftröhre gepresste Luft) oder Anwendung eines Kehlkopfgenerators möglich.

Universal-Lexikon. 2012.

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